Unserer BI ist es gelungen Herrn Dieter Teufel vom Umwelt- und Prognose- Institut (UPI) aus Heidelberg zu einem Fachvortrag „Windkraftwerke im Wald – Bewertung und Alternativen“ zu gewinnen.
Am Freitag, dem 29. September versammelten sich 70 Menschen in der Gemeindehalle Großaspach, um den Ausführungen von Herrn Teufel zu folgen. Wir hatten zu diesem Fachvortrag eingeladen.
Die besondere Qualität des Referenten zeichnet sich dadurch aus, dass er Tage vor einem Vortrag die Situation, sprich den Wald, vor Ort begeht. Der Ausgangspunkt seines Vortrages ist die Darstellung des Anstieges des CO2 Gehaltes in der Atmosphäre. Diese Grundannahme in der politischen Diskussion um den Ausbau der regenerativen Energien zu begründen, führt im Moment zu einem politischen Handeln, das Natur-, Umwelt- und Artenschutz fast vollständig ignoriert. So ist der Plan der Landesregierung 500 Windkraftwerke in den nächsten Jahren in den Wald zu bauen.
Dass der Bau von Windkraftwerken im Wald einen erheblichen Eingriff in das Ökosystem verursacht, ist für jeden offensichtlich, der eine solche Anlage einmal gesehen hat. Herr Teufel listete die baulichen Voraussetzungen auf: Für die Transporte von Beton, Schotter, Mastsegmente und Rotorblätter und der Einsatz von Schwerlastkränen zum Aufbau müssen die Waldwege und Zufahrtsstraßen auf eine Breite von 4,50 m und eine Durchfahrtsbreite von 7,00 m bei geraden Strecken und in Kurven bis 20 m ausgebaut werden. Sie werden 40 bis 60 cm tief mit Schotter bedeckt um für Schwertransporter mit einem Gewicht von 100 – 150 t und einer Achslast von 12 t tragfähig zu sein. Die Stellfläche für Windrad und Schwerlastkräne darf höchstens eine Neigung von 1% haben, d.h. es werden nicht nur 6 500 qm für die Stellfläche gerodet, sondern auch mit schweren Maschinen das Gelände nivelliert und der Waldboden total zerstört.
Damit kam Herr Teufel auf den Aspekt der Wälder als wichtiger Teil des Wasserhaushaltes, der bei den Anlagen entlang der Hochstraße von enormer Brisanz ist. Durch die Bauarbeiten entsteht ein großflächiger Verlust des Waldbodens als grundwasserschützende Deckschicht und durch die Fundamentarbeiten entsteht ein nicht zu gering schätzendes Risiko des unfallbedingten Schadstoffeintrags in die offene Fundamentgrube. Er zählte noch weitere Risikoarten während des Baus und des Betriebs auf; die da wären: Gefahr der Freisetzung von Diesel oder Hydrauliköl bei Leckagen oder Handhabungsfehlern, alle drei Jahre müssen mit Tankfahrzeugen 700 l Getriebeöl, 200 kg Hydrauliköle und Schmierstoffe und ca. 1 000 l Trennöl für den Trafo in unserem Fall in 175 m Höhe ausgetauscht werden und das auf einem Gelände mit nicht flüssigkeitsdichtem Untergrund.
Zwei weitere Punkte führte Herr Teufel an, die den Bestand des Waldes durch den Bau von Windrädern gefährden. Jedes Jahr kommt es 10 bis 12 Mal zu Bränden der Transformatorengondel, die von keiner Feuerwehr gelöscht werden kann. Die herabfallenden brennenden Teile würden zu einem Waldbrand führen, der gerade entlang der Hochstraße äußerst schwierig zu bekämpfen wäre.
Auch die Ableitung des Stromes zum Umspannwerk Großbottwar ist nur durch Eingriffe in den Wald möglich. Entweder geschieht dies durch ein Erdkabel zum 9 km entfernten Großbottwar, das größtenteils durch den Wald führt oder es muss eine Hochspannungs-110 kV-Leitung verlegt werden. Die Erdverkabelung schafft aber neue Wasserwegsamkeiten für das Oberflächenwasser mit einer Drainagewirkung und führt damit unter Umständen zu Veränderungen der Quellschüttungen.
Nach dieser Bewertung von Windrädern im Wald zeigte Herr Teufel Möglichkeiten auf wie eine Co2 Reduktion schneller vollzogen werden könnte und schneller zu realisieren wäre ohne Windräder im Wald und damit keine negativen ökologischen Auswirkungen hätte.
As erstes stellte er fest, dass der in Norddeutschland abgeregelte Strom durch fehlende Stromtrassen in den Süden ungefähr doppelt so hoch ist wie 500 Windkraftwerke in Süddeutschland erzeugen könnten.
In seiner Studie untersuchte er die Hauptverursacher von CO2 Emissionen und stellte fest, dass seit 1990 alle Sektoren außer dem Verkehrsbereich ihre CO2 Emissionen reduziert haben, zum Teil um 50%. Im Verkehrsbereich stiegen sie jedoch bis Mitte 2021 um 30% was auf die stärkere Motorisierung und schwerer Autos zurückzuführen ist. Der Anteil von SUV und Geländewagen an PKW Neuzulassungen im Jahr 2021 betrug 40%. Die daraus resultierende CO2 Mehremission im Vergleich zu normalen PKW kompensiert die gesamte CO2 Einsparung durch alle 2270 Windkraftwerke im Wald in Deutschland.
Würde das vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg ausgegebene Ziel einer Reduktion des Kraftfahrzeugverkehrs bis 2030 um 20% nur zur Hälfte umgesetzt, würde es die CO2 Emissionen um 2,2 Mill. T pro Jahr verringern. Dies ist die Einsparung von 3 000 Windkraftwerken, die statt auf bewaldeten Höhen auf unbewaldeten Standorten in der Ebene aufgestellt werden.
In einem Forschungsbericht des Fraunhofer Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) 2021, der eine umfassende Raumanalyse unter Berücksichtigung von technischen, wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien durchführte, ermittelte 23 340 Potenzialflächen mit einer Gesamtfläche von 5 320 qkm für onshore-Windenergie. All diese Flächen liegen außerhalb von Waldgebieten und könnten den gesamten Strombedarf von 1500 TWh im Jahr 2050 decken.
Eine weiter zu berücksichtigende Alternative ist in Süddeutschland die Photovoltaik. Die Sonneneinstrahlung im Süden unserer Republik ist die höchste mit einem durchschnittlichen Ertrag von 1 271 KWh/qm im Jahr in Baden-Württemberg.
Eine Photovoltaikanlage kann 20% dieses Potentials in elektrische Energie umwandeln. Würden in Baden Württemberg nur 25% des noch nicht genutzten Potentials dafür geeigneter Dachflächen für die PV genutzt, könnten 9,5 Mil. t CO2 im Jahr vermieden werden. Das entspräche der CO2 Minderung von 1 500 Windkraftwerken im Wald. Bei seiner Untersuchung zeigte Herr Teufel auf, dass in den am stärksten betroffenen Gemeinden der geplanten Windräder das PV-Potential der Dachflächen wie folgt genutzt wird:
Aspach nutzt 12% der möglichen Dachflächen, Oppenweiler 5% und Spiegelberg 6%. Auf weniger als 3% der Landesgebäude sind Solaranlagen installiert. Es gibt also genügend bereits bebaute Flächen, die zur Stromgewinnung genutzt werden könnten, ohne ökologischen Schaden im Wald anzurichten.
Der beeindruckende Vortrag ließ selbst die Befürworter von Windrädern im Wald nachdenklich werden. Von den Zuhörern wurde im Anschluss die mit Fakten belegten Ausführungen sehr gelobt, auch weil der Vortragende die möglichen und weniger umweltzerstörenden Alternativen aufgezeigt hat.
Die Pressemitteilung zum Forschungsbericht UPI88 kann neben vielen anderen Ergebnissen des UPI auf der Webseite des UPI eingesehen werden unter https://www.upi-institut.de/upi88
Der komplette UPI-Bericht 88 „Windkraftwerke im Wald - Bewertung und Alternativen“, März 2023, kann als PDF (10 MB) hier heruntergeladen werden: www.upi-institut.de/UPI88.pdf