Die Buchenwaldgesellschaft um den Warthof ist bedroht „Der Wald ist eine Lebensgemeinschaft, in der jede Art und jedes Individuum eine Wirkung auf das Gedeihen der gesamten Gemeinschaft hat.“
Mit diesen Worten erläuterte Revierförster Picard vom Warthof den 60 Teilnehmern, die sich am Samstagmorgen beim Steinernen Sofa an der Hochstraße getroffen hatten, seine grundsätzliche Betrachtungsweise des Waldes. Eingeladen zu dieser Waldbegehung hatte die BI „Walderhalt statt Windindustrie“ nun zum dritten Mal, um sich von dem Experten, Herrn Picard, den Zustand des Waldes bei drei von acht geplanten Windradstandorten zeigen zu lassen.
Bei keinem dieser drei Standorte ist das Erscheinungsbild des Waldes identisch. Abhängig von der Geologie und den klimatischen Verhältnissen bzw. Sturm ausgesetzten Lage, entwickeln sich auf den Flächen unterschiedliche Baumarten. In der Umgebung des Warthofes dominieren die Laubbäume mit einem Anteil von 60%, wobei die Buche am häufigsten vorkommt und deshalb von Herrn Picard auch als "hiesige Hauptbaumart" bezeichnet wird.
Bei allen drei möglichen Standorten, die nördlich der Hochstraße liegen, müsste jeweils 1 ha Wald zuerst einmal gerodet werden für Zuwegung und Stellfläche. Bei der Windkraftanlage Nr.3 (WKA 3) müssten 70 Jahre alte Bäume – vor allem Fichten – gefällt werden. Die Bäume bei WKA 2 sind um einiges jünger, weil diese erst nach dem Sturm 1990 aus Naturverjüngung entstanden sind. Auf diesem wechselfeuchten Standort herrschen Douglasie, Tanne und Lärche vor, durchsetzt mit Eiche, Buche, Birke und Eberesche. Die Bäume sind ca. 15 m hoch. Auch hier würde eine Fläche von 230 m Länge und bis zu 60 m Breite gerodet werden und es gäbe keinen Waldsaum mehr entlang der Hochstraße in diesem Abschnitt.
Der zuletzt besuchte Standort (WKA 1) beindruckte in seiner Vielfalt der Bäume nach Art und Alter. In diesem Waldstück stehen Bäume, die über hundert Jahre alt sind und die über die Naturverjüngung für eine gesunde Mischung von großen und kleinen Bäumen sorgen. Hier konnte Herr Picard sehr anschaulich zeigen, was mit der Lebensgemeinschaft im Wald gemeint ist.
Werden aus dieser Gemeinschaft nun großflächig Bäume gefällt, so hat dies Konsequenzen für die Bäume am Rand dieser Flächen. Hierzu erklärte Herr Picard auf Fragen eines Teilnehmers, dass die älteren Bäume größere Schwierigkeiten hätten, darauf zu reagieren. Der Windangriff würde stärker werden und die Sonne trifft direkt auf Kronenteile und Baumstämme die vorher gut beschattet waren, das mag gerade die Buche überhaupt nicht. Des Öfteren wird dann auch Sonnenbrand an der Rinde der neu exponierten Bäume beobachtet. Die Maßnahmen in Summe, das Verdichten des Bodens, Schaffung eines neuen unnatürlichen künstlichen Waldrandes, eine Schneisenbildung, Das alles würde die Waldgesellschaft ohne Zweifel stark nachteilig verändern und diese Eingriffe können das Absterben weiterer alter Bäume nach sich ziehen.
Ob der mögliche Bau der Anlagen den Wildtierbestand reduziere, glaubt Herr Picard eher nicht. Aber erstaunt waren die Zuhörer als sie erfuhren, dass es um den Warthof sowohl Wespenbussarde als auch den sehr seltenen Schwarzstorch gibt, beides sensible Vogelarten was Windkraftanlagen betrifft.
Kurzweilige drei Stunden führte Herr Picard mit seinem exzellenten Fachwissen, begleitet von Herrn Weise, der stellvertretende Leiter vom Forstbezirk Schwäbisch Fränkischer Wald, durch seinen Wald und beantwortete in den sachlichen Diskussionen alle an ihn gestellten Fragen. Hierfür sei ihm ausdrücklich gedankt.